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Empfohlene Beiträge

Fünf Uhr dreißig

akustische Wahrnehmung;

das eintönige Starten

der Vierrädigen vorm Block,

das unerträgliche Fiepsen

des Quarzchronometers,

das kraftvolle Tosen

der Spülung,

das sanfte Fließen 

des Wassers,

das schrille Pfeifen

des Teekessels,

die gutturale Stimme

des Ansagers mahnt zur Eile.

 

Sechs Uhr fünfzehn

visuelle Wahrnehmung;

die freundlichen Gesichter

der Nachbarsleute im Treppenhaus,

die weitausholenden Schritte

der Berufstätigen, daneben

die tippelnden Vorwärtsbewegungen

sich mühender Kinder,

das hin und her Wogen

der gestikulierenden Masse,

das dynamische Heraneilen

des orangenfarbenen Schlenkies,

das zwingende Aufleuchten

des Signals mahnt zum Einsteigen.

 

Und dann-irgendwann

bewusste Wahrnehmung;

das bedrückende Spüren

gewohnheitsmäßiger Bequemlichkeit,

das quälende Erfassen

konservativer Gleichgültigkeit,

das schmerzende Erkennen

noch bestehender Widersprüche,

das kraftzehrende Aufbäumen

wider begrenzter Horizonte;

und dann-irgendwann,

der konkrete Form

annehmende Gedanke

mahnt...

 

geschrieben 1985 zwar hier am Ort; aber in einer anderen Zeit und einem völlig anderen Land; damals noch im Neubau wohnend und berufstätig.

Schlenkie war übrigens die Bezeichnung für einen Ziehharmonikabus

 

 

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