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Lesesüchtig


Claudi

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Höre ich den Wecker schrillen,
fluche ich in meinem Bett:
Wenn ich doch um Himmelswillen
nicht so lang gelesen hätt!

Doch ich kann es halt nicht lassen,
und nach einer solchen Nacht
sind so an die sieben Tassen
Muntermacher angebracht.

Während ich die Stullen schmiere,
höre ich auf Seite drei
schlecht geölte Schrankscharniere
und den ersten Hilfeschrei.

In der einen Hand das Messer,
in der andern den Roman,
fühle ich mich dann schon besser,
doch ich muss zur Straßenbahn.

Und ich hasse diese Wege,
weil es mir den Spaß vermiest,
kommt mir einer ins Gehege,
wenn der Mönch den Papst erschießt.

Als ich das Büro erreiche,
bleibt mir wieder nichts erspart,
und ich widme mich der Leiche
erst auf der Nachhausefahrt.

Ausgehungert und entkräftet
greife ich zum Proviant.
Meinen Blick aufs Buch geheftet,
schmeckt der Bleistift nach Krokant.

Schweißgebadet konzentriere
ich mich auf die Obduktion,
und bevor ich’s registriere,
bin ich an der Endstation.

Na, dann folge ich dem Täter
halt zu Fuß und ohne Stopp
einen halben Kilometer
bis zum nächsten Büchershop.

Weil sie mich da gerne sehen,
lassen sie mich auch noch rein.
Ohne Buch ins Bett zu gehen,
fiele mir im Traum nicht ein!

 

 

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