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Im Regen


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Es waren schon Stunden seit dem Einschlag vergangen. Er stand auf jener Straße, die er so gut kannte. Wie oft war er sie schon in seinem Leben auf und ab gegangen. Aber heute fühlte sie sich anders an. Von oben fielen die Tropfen auf seinen durchnässten Körper. Wie kleine Einschläge prasselten sie auf ihn nieder. Jeder einzelne als Nachhall des einen großen Einschlags, der sein Leben verändert hatte wie noch nichts zuvor. Der ganze Himmel war voller dunkler, fast surrealer Wolken, durch die vereinzelt Lichtstrahlen drangen. Ab und an zischten Blitze auf, die den Himmel erhellten und die Dunkelheit weichen ließen. Es kam ihm vor, als hätte einer dieser Blitze ihn getroffen. Er war wie elektrisiert, sein Herz pochte und er hatte Gänsehaut am ganzen Körper. Er fühlte sich im gleichen Moment schwach aber auch stark, verwundbar und doch unantastbar. Noch nie hatte er so was erlebt, es war ihm nicht möglich seine Gefühle einzuordnen. Ihm war nur bewusst, dass es der eine große Einschlag war, auf den man wartet um ihm dann doch völlig hilflos gegenüber zu stehen.

Als er so in seiner Hilflosigkeit versank, schoss plötzlich ein Gedanke in seinen Kopf. Was fühlte sie? War sie auch elektrisiert worden, wurden ihre Gedanken ebenso an einen Ort außerhalb dieser Welt gebracht? Dieser Ort, der nur durch diesen einen großen Einschlag erreichbar war, hatte dieser auch sie getroffen? Stand sie auch verloren und dennoch glücklich im Regen? Prasselten die Tropfen auch auf sie nieder? Er fühlte sich ihr so nah. Er kannte sie, ohne sie zu kennen. Er sah sie, ohne sie zu sehen. Er hörte sie, ohne sie zu hören.

Vielleicht war dieser Regen für sie beide bestimmt. Vielleicht verband er sie miteinander auf eine Weise, die man nur erfassen kann, wenn man von diesem einen großen Einschlag getroffen wurde.

Viele Fragen, auf die er keine Antwort wusste. Viele Wünsche, die noch unerfüllt waren. Eins war ihm aber bewusst, sie war sein Schicksal.

 

geschrieben von Roland1984

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Hallo Roland,

herzlich willkommen hier in der PoetenWG, ich glaube, wir hatten bisher noch keinen Kontakt.

Der große Einschlag, vielleicht ein Meteorit oder ein Blitz, auf jeden Fall scheint das LI wie vom Donner gerührt zu sein.

Den Regen halte ich für ein bisschen zu theatralisch, aber warum nicht. Dass er danach an eine ihm Unbekannte denkt, ist schon überraschend, aber vielleicht hatte er ja auch eine Erleuchtung. Fazit, in jedem Unglück steckt auch ein Neubeginn!

LG

Perry

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