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Danke, Virus, Halleluja


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Danke, Virus, Halleluja

 

Wir danken dir, oh Virus

Dass du uns beschenkst mit Weisheit

Uns Zusammenhalt gezeigt hast

Die grenzenlose Welt und Freiheit

 

Wir bitten dich, oh Virus

Segne uns mit deiner Gnade

Zu erkennen die Denkenden und die Doofen

Lass uns in deinem Lichte baden

 

Rette unsere Welt, oh Virus

Lass uns horchen den seligen

Die in deiner ewigen Güte

Dein Wort der Welt einpredigen

 

Zum Dank werden wir Dich, oh Virus

Ausrotten, vernichten, töten

Um an deiner statt, oh Virus,

Das Tötungswerkzeug anzubeten

 

Vergebe uns, oh Virus

Wir können nichts dafür

So ist numal unsere Natur

Sind arme sündige Menschen nur.

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Hallo Ponorist,

 

die Krise hat zwei Gesichter, einerseits mag der Zusammenhalt gestärkt worden sein und für die  Umwelt waren die Reisebeschränkungen bestimmt gut,(zum Beispiel weniger Flugverkehr). zweifellos hat die Krise das Leben der Menschen verändert , das war ein tiefer Einschnitt  und  es ist noch lange nicht alles ausgestanden.

Gerne gelesen.

Liebe Grüsse

anais

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Vielen Dank für Eure Kommentare.

 

Im Gedicht geht es eigentlich nicht um Corona, sondern um gesellschaftliche Dynamiken. Gelegentlich nenne ich es auch atheistische Dreifaltigkeit. Es gibt drei Komponenten: die Botschaft, der Kult (oder die -figur) und die Zeremonien(-macher).

 

Die Botschaft ist immer gut und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass alles eine (gute) Botschaft hat. Religionen haben vermutlich alle die Botschaft, zu hinterfragen, ob das, was man tut, das Richtige ist. Die christlichen Religionen haben speziell die Botschaft der Nächstenliebe. Liebe ist in diesem Zusammenhang etwas schwammig, da die deutsche Sprache nicht zwischen agápē und eros unterscheidet. Hier reiht sich das Virus mit einer Botschaft ein, die uns zeigt, dass es auch schöne Natur um die Ecke gibt, dass es auch ein schönes Leben ohne viel Konsum gibt, dass man ganz locker auch Gutes tun kann, zum beispiel für einen Nachbarn und so vieles mehr. Auch die Umweltschützer freuen sich.

 

Als Kult(-figur) dient meistens der Religionsstifter, beispielsweise Jesus, über den Mythen, wie Wundertaten kursieren. Ein wenig Gerüchte, ein wenig Hörensagen, ein wenig Übertreibung usw. Für unser Virus genügen Verschwörungstheorien. Klar ist unser Virus kein religionsstiftendes Individuum, aber mal ehrlich: auch ein Jesus war nur einer von vielen Predigern und ohne jede Absicht, eine Weltreligion zu gründen, die ständig Kriege anzettelt.

 

Damit kommen wir zum dritten Aspekt, die Zeremonien(-macher), oder auch nur die Macher. Das sind die, die eine Religion am Leben halten, die die Geschichte verfälschen, Ängste schüren, ein Kreuz anbeten lassen, Waffen segnen usw. Im Falle unserer Virus-Religion gibt es ja bereits politische Handgreiflichkeiten rund um das erste wirksame Medikament. Um einen ersten Impfstoff könnte es handfeste Handelskriege geben. Anbeten wird man am Ende vielleicht nicht einmal die Wissenschaftler, die eine Heilung oder Impfung ermöglicht haben, sondern die Politiker, die sich das größte Kontingent gesichert haben, damit alle wieder möglichst schnell möglichst  viel konsumieren können, damit alles wieder so wird wie vorher, koste es, was es wolle, solange es jemand anderes bezahlt.

 

Ich finde, unser Virus hat einen Religionsstatus verdient, von daher: Danke, Virus, Halleluja.

 

VLG

 

Euer Peter

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Hallo Peter,

nach all den lobenden Kommentaren sehe ich mich regelrecht gezwungen Dir mitzuteilen, dass sich beim Lesen Deines Gedichts meine Fußnägel hoch geklappt haben. Deiner Logik folgend, müssten wir nachträglich der Pest, der Cholera, kurz: allen Seuchen, Pandemien auf Knien danken und sie als Botschaft (von wem?) verstehen, weil sie uns die Augen geöffnet haben.

Nein, sie haben uns keine Augen geöffnet, sondern Millionen und Abermillionen - ich sag es mal ganz grob - verrecken lassen, schlimmste Schmerzen verursacht, Leid über die Überlebenden gebracht.

Deine Lobhudeleien an das Virus (stehe es, wofür auch immer) hören sich an wie ein Gebet zu Gottvater, der in seiner allumfassenden Güte seine unbotmäßigen Kinder abstraft. Ich wünsche niemanden, dass er in die Lage kommt, einen schmerzgepeinigten Menschen dahin röchelnd ersticken zu sehen. 

Darin eine Gnade zu entdecken, bedarf schon einer ziemlich kranken Fantasie.

Ich finde die Litanei schrecklich!

Gruß,

Hayk

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Hallo Hayk,

 

vielen Dank für Deine Kritik. Schade, dass mein Text bei Dir nicht so ankam, wie er gedacht war und es tut mir Leid, wenn er bei Dir Vorstellungen ausgelöst hat, die Dich verletzen. Natürlich geht es nicht um einen Aufruf, einen Krankheitserreger anzubeten. Wie schon in meinem langen Kommentar oben geschrieben, geht es um die Absurdität von Anbetungen und deren gesellschaftliche Dynamiken. Der tiefere Sinn einer Krise ist es doch, festzustellen, dass man gemeinsam Probleme lösen kann. An dieser Stelle wird für mich Religion schon überflüssig.

 

VLG

 

Peter

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