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Die leeren Flaschen


Empfohlene Beiträge

 

Im Nichts angekommen

Und noch ganz delirant benommen

Sucht die zitternde Hand nach Sinn

Der letzte Tropfen am Boden meiner Flasche

Werfe sie zu den anderen Zehn in die Ecke

Wieder gab mich das Delirium Frei

Das kalte Wasser in dem ich lag

Und durch die halb offenen Jalousien

Scheint die Morgensonne einen weiteren Tag

 

Wie mich mein dummer Schädel schmerzt

Nach Blut ringt das pochende Herz

Die Kehle und die Speiseröhre trocken

Die Hose nass, verklebt die Socken

Stolpere wie verkrüppelt ins Bad

Denn der Magen gibt auf

Ich kotze meine Seele aus

 

Offen steht die Tür zu meinem Haus

Aber ich schaffe es nicht hinaus

Werde weiter die tiefen Gründe, meiner Flaschen erkunden

Bisher hab ich das versprochene Gold, noch nicht gefunden

Der Zauber der mir Erlösung bringt, streng nach altem Urin stinkt

Auf ein neues, fange wieder das Suchen an, was sonst…

Und mein Hund schaut mich traurig an

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Wow @Joshua Coan - du nimmst einem manchmal auf eine Reise mit, die man nicht kennt, sich nicht vorstellen kann und vor allem nicht "riechen" kann. Und doch tut man es, wenn man diese Zeilen liest. Die Situation wirkt abstoßend, irreal und trotzdem gibt es genau diese wohl öfter als man glaubt. Was mich wiederum bestürzt. Sehr real geschrieben, mit allen Peinlichkeiten und Folgen daraus. Stimmungstief hoch drei. Selbstaufgabe. Der Hund tut mir leid. Meistens haben Menschen, die mit ihrem Leben so schwer zurechtkommen, auch einen Hund. Warum eigentlich? Selbst ein Hund ist ein armer Hund, wenn er das mitansehen muss. Gerade, weil er ein Hund ist. Du siehst, ich du hast mich voll erreicht mit diesen Zeilen.

Ich werde mich jetzt wieder aufrappeln und Schnee schaufeln gehen.

Sonja

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"Wieder gab mich das Delirium Frei"...

Ich glaube, das letzte Wort muss man klein schreiben.

Meistens kann man erkennen, ob ein Gedicht von einem Mann oder einer Frau geschrieben wurde.

Eine Frau würde eine elende Situation nicht als Anlass für lyrische Exkurse sehen, würde sich nie in einer solchen Situation selbst beschreiben.

Es gibt kein weibliches Pendant zu Charles Bukowski.

Einer der Pioniere solcher Dichtungen war Charles Baudelaire, im 19. Jahrhundert. In seinen "Fleures du mal" kann man ein detaillreiches Gedicht über ein Kadaver lesen.

Dass Sonja vor dem Gedicht nicht abschreckt zeugt von besonderem Mut. Vielleicht wollte sie sich durch die Lektüre Mut fürs Schnee schaufeln machen...

Kurt gefällt das Gedicht.

Mir auch.

Wegen dem Hund.

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Ein Hund ist ein treuer Gefährte und er würde sich niemals von seinem Herrchen abwenden schon gar nicht, wenn dieser sich in einer solch misslichen Lage befindet. Und der Mensch, der sich in solch einer Lage befindet bekommt zudem auch Zuneigung, wo er doch sonst nur Ablehnung erfährt. Dass, so vermute ich, erklärt auch, warum viele dieser armen Seelen einen Hund haben.

 

Mich stimmen deine Zeilen, lieber @Joshua Coan sehr traurig, dennoch bin ich sehr beeindruckt, da sie nichts schönen und sehr real rüberkommen. Ich mag sowas, aber nicht weil ich Ekliges mag, sondern weil es leider wahr ist.

 

Lieben Gruß, Letreo

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