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Herisau


Ich Robert Walser schreibe gerne klein und fein.
Mein Verleger drängt mich anständig zu schreiben
wie Hesse, der Siddhartha, der alles weiß und sagen kann.
Aber ich habe keine Lösungen für alles und jedes
und auch nicht für den Menschen und die Welträtsel.

 

Alles ist mir ein Rätsel:

Der See, wie er so lieblich blinkt,
die Sterne die so brav darüber funkeln
und die Wege die sich freundlich schlängeln 
und den Fuß still führen.

 

Ich klebe Tüten, weil die Welt dort
draußen so unverständig und hart und ganz grob ist.
Wie gehen die Menschen miteinander um?
Was tun sie unseren schutzbefohlenen Mitgeschöpfen an?

 

Ich schreibe jetzt in Mikroschrift, sodass
es kein strebsamer Verleger entziffern kann.
So klein und unlesbar bringe ich meine Gedanken und
Gefühle auf Tütenpapier.

 

Bald schreibe ich gar nicht mehr, sondern
ich wandere hinaus in den puderweißen reinen Schnee
und lege mich schön schlafen.
Das wird mein Endschlaf sein, so klein und fein und rein
und lieblich glänzend, wie freudigtränende Kinderaugen.


 

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vor 10 Minuten schrieb Kurt Knecht:

Großartig Hera, wie Du in den Robert Walser hinein gespürt hast, seiner Biographie gefolgt und seinen letzten Weg mit gemeinsam geschritten bist. Dein Gedicht gefällt mir sehr gut. Kurt

Vielen Dank, lieber Kurt.

 

Liebe Grüße

Hera

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vor 8 Minuten schrieb Herbert Kaiser:

Der Schweizer Robert Walser war eher ein Insider Tip, Werk und Wirken sind mir nicht wirklich vertraut. 
Wie ich nachgelesen habe, hast du ein paar Lebensstationen von ihm in dein gutes Gedicht einfließen lassen.

Es wäre aber jammerschade, wenn du dein Herisau gefunden hättest und nichts mehr schreiben würdest!

 

LG Herbert 

Vielen Dank, lieber Herbert.

 

Nein, mein Herisau habe ich noch nicht gefunden,

ihr werdet euch auf Weiteres gefasst machen müssen.

 

Robert Walser habe ich in meiner Jugend viel gelesen, im 

Spiegel war damals ein Artikel über ihn drin, da

spürte ich eine gewisse Seelenverwandtschaft und

habe mir alle seine Bücher zugelegt.

Seit dem liebe ich ihn. Sein Ende bedauere ich sehr,

man hätte es abwenden müssen.

In stillen Stunden schlage ich eins seiner Bücher

auf und erfreue mich an seinen seelenvollen schönen

Formulierungen.

 

Liebe Grüße

Hera

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