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Der alte Mann


1hit1der

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Dort drüben steht ein alter Mann,

hält seine Liebste sanft im Arm.

Sein Gesicht, es strahlt vor Glück.

Ich seh' ihn an, er nicht zurück.

 

Scheint Augen nur für sie zu haben.

"Ich liebe dich", hör' ich ihn sagen.

Sie schaut ihn an und küsst ihn zart,

auf diese sehr vertraute Art.

 

Obgleich er etwas älter scheint,

die Falten tief, die Haare kraus,

jetzt wo er dort steht und weint

sieht er um Jahre jünger aus.

 

Niemals wollt er sie betrügen,

noch verletzen oder lügen,

sich stets kümmern, Nacht und Tag,

immer schützend, immer stark.

 

Und wie oft hat er's nicht geschafft,

war nicht zu alt, doch oft zu schwach.

Er hat es lieber nicht gezählt,

zu groß, die Last, die ihn so quält.

 

Nun steht sie zärtlich lächelnd da.

Ihr Anblick nimmt ihm all den Schmerz.

Ihre Hand streichelt sein Haar,

ihre Liebe sanft sein Herz.

 

Dort steh' ich in ein paar Jahr'n

und halte dich in meinem Arm.

Auch wenn wir nicht mehr jung ausseh'n,

bist du noch immer wunderschön.

 

Zuvieles hab' ich nicht geschafft.

Ich war nicht alt, nur zu oft schwach

und dennoch bitt' ich, glaube mir:

Mein Herz war jederzeit bei dir.

 

 

© joern reimer

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Hallo Joern.

Ich mag dein Gedicht und ich mag es auch nicht. Da ist beides drin. Ich möchte dir das erklären. Es liest sich sehr gut und ich mag es gern, wenn Männer ihre Gefühle zeigen. Da dürfen sie ruhig auch mal sehr berührt sein. Ich finde nicht, dass es Schwäche ist.

Die ersten 3 Verse finde ich sehr schön. Da ist ganz viel Gefühl zu spüren und ich dachte, es bleibt so liebevoll und vertraut.

Ich finde auch die Aussage ganz toll, dass die Hauptperson sagt, in vielen Jahren sehen wir auch älter aus aber an unserer Liebe ändert das nichts.

Und dann kommt, was ich ganz schlimm finde. Du kannst mir ja sagen, wenn ich das falsch verstanden habe. Ich meine das auch nicht persönlich. Der ältere Mann hat seine Liebe belogen und betrogen? Und dann sagt er noch, sein Herz war aber immer bei ihr? Was soll sie davon denn haben, wenn er untreu ist? Wenn das einer mit mir macht, kann er sein Herz zurück haben. Dann weine ich drei Wochen lang und bin dann aber geheilt. Lieber so als sich ausnutzen zu lassen.

Zum Schluss hätte ich es schön gefunden, wenn die Hauptperson ehrlich sagt, sie würde sowas nie machen. Also irgendwas mit Wärme und Hoffnung. Nur die Aussage, bei uns ist das später auch so, ist für mich bei diesem Hintergrund nichts, was ich erleben möchte.

Ich hoffe, du bist mir nicht böse und beziehst das nicht auf dich aber das sind meine Gedanken zu deinem Gedicht.

 

Viele Grüße, Tamara

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hey tamara,

zunächst vielen dank für deinen ausführlichen kommentar...

... obgleich ich auch ein wenig schmunzeln musste. ehrlich gesagt hatte ich dies kleine bescheidene werk so noch nicht betrachtet.

ein paar gedanken dazu:

es ist denke ich für jeden menschen unmöglich, zu erahnen, wieviele schreckliche fehler er machen und wieviel kummer er einem geliebten menschen in seinem leben bereiten wird. somit wäre und ist es denke ich äusserst vermessen, gegenüber z.b. seinem lebenspartner zu versprechen, ihm niemals böses anzutun, denn man wird genau das tun, ob man will oder nicht. somit löge man bereits in dem moment, da man das versprechen abgibt, niemals zu lügen. paradox, nicht wahr.

es gibt nur eines, dass stark genug ist, um die liebe zweier menschen nicht an solchen missetaten, die nuneinmal jedem menschen eigen sind, zerbrechen zu lassen ...

... Liebe, die so unendlich stark ist, dass sie einem die möglichkeit gibt, zu vergeben, kleine, sowie grosse fehler und ich glaube, dass genau das die einzig brauchbare basis für eine lebenslange bindung, gar eine ehe, ist. natürlich ist das zeitweilig sehr schwer, fast schmerzhaft, aber was wäre vergebung schon wert, könnte man sie verteilen, wie bonbons?

ganz besonders angesprochen hast du ja das thema betrug. sicher einer der schwereren fehler.

stellt sich doch nur die frage, was betrug denn alles beinhalten kann (und ich rede hier nicht zwingend vom sogenanntem fremdgehen o.ä.)? ich muss zugeben, dass ich dies sehr streng betrachte. daher glaube ich, dass ein betrug bereits im kopf beginnen kann, sogar gänzlich ohne kenntnis des partners. allein einer atrktiven frau/mann (je nach dem ) hinterher zu sehen, könnte somit bereits ein betrug sein und es ist nicht immer in des menschen hand seine augen zu steuern. ich denke einem grossteil liierter leute ist soetwas bereits passiert.

somit ist dies hier auch nicht als "schlichtes liebesbekenntnis" gemeint, es ist vorrangig ein gedicht über vergebung (siehe besonders strophe 6), die in meinen augen wohl stärkste und wichtigste eigenart der liebe. deshalb hab ichs auch hier reingestellt und nicht in der schattenwelt.^^

 

gruss joern

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Hallo Joern.

Danke, dass du alles gelesen hast und eine lange Antwort geschrieben hast. Ich weiß, dass ich viel Energie habe und manchmal so los schreibe. Ich wollte nicht sagen, dass ich immer alles richtig mache und genau weiß, wie alles sein soll. Dann hätte ich es in vielen Sachen leichter.

Und ich finde auch deine persönliche Einstellung sehr gut. Sie sagt, du gibst dein ganzes Herz aber du bist nicht vollkommen. Aber du gibst dein ganzes Herz. Ich kann auch von mir nicht sagen, dass ich nie mehr etwas falsch mache.

Ich wollte aber etwas zu deinem Gedicht sagen. Du kannst sehr gut schreiben aber ich wollte auf die Aussage hinaus. Und da ist es für mich keine schöne Aussicht, wenn die Hauptperson sagt mein Herz ist immer bei dir aber ab und zu suche ich mir auch woanders schöne Gefühle. Da meine ich tatsächliche und keine Fantasiegedanken. Und bei dem älteren Mann ist es ja so, dass er oft belogen und betrogen hat. Wenn er da jetzt steht und weint, kann ich gar nicht unterscheiden, ob er über seine Fehler weint oder über die Angst, dass sie sehr verletzt ist und sagt, es ist genug. Du hast bestimmt verstanden, wie ich das meine.

Ich habe es nicht so verstanden, dass es darum geht, dass man sich für Fehler entschuldigen kann und die Liebe so stark ist, dass die Freundin oder der Freund es akzeptiert. Und wenn da noch steht, bei uns ist es später auch so, ist das für mich so eine Entschuldigung im voraus. Also im Prinzip, ich kann mir alles rausnehmen aber ich sage dir auch später, dass es mir leid tut. Vielleicht weißt du jetzt noch etwas mehr, wie ich es verstanden habe.

 

Viele Grüße, Tamara

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hey tamara,

du brauchst dich nicht zu entschuldigen. hab mir doch kritik gewünscht, sonst hätte ich das werk hier ja garnicht erst gepostet.

und ich gebe dir ja auch in gewissen dingen recht:

natürlich sollte man nicht mit der haltung "naja, dann lüg ich halt ab und zu... mir wird ja eh vergeben" an eine beziehung herangehen ... absolut nicht, man sollte aber ebensowenig ignorieren, dass einem so etwas passieren kann und dann auch den mut finden, dafür geradezustehen und sich dafür zu entschuldigen.

 

Und wenn da noch steht, bei uns ist es später auch so, ist das für mich so eine Entschuldigung im voraus. Also im Prinzip, ich kann mir alles rausnehmen aber ich sage dir auch später, dass es mir leid tut. Vielleicht weißt du jetzt noch etwas mehr, wie ich es verstanden habe.

 

eine entschuldigung im vorraus ... ja vllt. ein wenig, aber ganz sicher nicht als rechtfertigung dafür, dass man ja nun machen kann, was man will, denn man hat sich ja entschuldigt, sondern ehr in dieser form:

"mein schatz, ich weiss ich habe fehler gemacht und ich weiss auch, dass ich in zukunft noch weitere fehler machen werde, aber egal was ich auch immer falsch mache, so liebe ich dich doch von ganzem herzen."

und keinesfalls sollte man dabei vergessen, dass ...

1. ...dies für beide seiten gilt, sprich auch seine frau wird fehler gemacht haben, um die es hier aber nicht geht und von denen wir auch nicht wissen. ja auch frauen machen ab und an fehler... und...

2. ...man sich der vergebung ja nicht sicher sein kann. vergebung ist ein geschenk, nichts was man einfordern könnte, aber man kann dankbar dafür sein und sich darüber freuen, was unter anderem auch der grund für die tränen des alten mannes sein könnte... er ist möglicherweise von scham erfüllt aufgrund seiner fehler (wie genau die aussehen mögen bleibt ganz deiner phantasie überlassen, denn was er wirklich getan hat wissen wir ja nicht mit sicherheit. das, was hier als überlegung steht -lügen, betrügen usw.- ist ja nur eine unterstellung des lyrischen ichs, kein faktum ) und gleichzeitig gerührt von der grossherzigkeit seiner ihm vergebenden frau.

 

ich danke dir für deine gedanken hierzu.^^

 

gruss joern

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Hallo Joern.

Ich versuche das auch mal mit den Zitaten. Das sieht ganz schön wuselig aus.

 

hey tamara,

du brauchst dich nicht zu entschuldigen.

Das wollte ich auch gar nicht. Ich finde die Unterhaltung ja gut, die sich ergeben hat.

 

ja auch frauen machen ab und an fehler...

Ich habe doch gar nicht das Gegenteil geschrieben.

 

Danke für deine Antworten und Erklärungen. Ich fand es sehr ehrlich und interessant.

 

Viele Grüße, Tamara

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hey tamara,

 

 

Ich finde die Unterhaltung ja gut, die sich ergeben hat.

 

jo, ich auch.

 

 

Ich habe doch gar nicht das Gegenteil geschrieben.

 

nein, haste auch nicht. war lediglich als geschlechterübergreifender scherz gemeint.

 

 

und im übrigen find ichs ja sehr gut, dass du dir hierzu deine ganz eigenen gedanken und ansichten gemacht hast. wieviel wäre lyrik schon wert, würde jeder das gleiche darin erkennen?!

 

hat mich sehr gefreut.

 

gruss joern

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und im übrigen find ichs ja sehr gut' date=' dass du dir hierzu deine ganz eigenen gedanken und ansichten gemacht hast. wieviel wäre lyrik schon wert, würde jeder das gleiche darin erkennen?! /quote'

 

Tag Bro,^^

 

hierzu gibt's 'nen schönen Artikel über Interpretationsvarianten. Umberto Eco hat mal als literaturwissenschaftlicher Hermeneutiker etwas über die intentio geschrieben. Dabei geht's darum, dass der Inhalt eines Text sowohl vom Autor (intentio auctoris), vom Leser (intentio lectoris) als auch vom Werk selbst (intentio operis) unterschiedlich gedeutet wird.

 

Zum Weiterlesen bei Wiki: http://de.wikipedia.org/wiki/Literarische_Hermeneutik#Interpretation_nach_Umberto_Eco

 

lg da Bro :wink:

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  • 3 Jahre später...

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