Wieder eine Nacht - ein Haiku -

[Volker Harmgardt]

Wieder eine Nacht

stürmt der Wind um das Fenster -

Herbst klopft leise an.

 

 

© VH

 

[Wilde Rose]

Die Nacht steigt herab

und bedeckt bis zum Morgen

Kummer und Sorgen.

[Volker Harmgardt]

Nachtigall schlaf' ein,

Wolken verzehren den Mond -

Worte fand ich nicht.

[Wilde Rose]

Sehr geheimnisvoll,

dunkel und still hockt die Nacht

draußen vor'm Fenster.

[Wilde Rose]

Wie schön, dass du wieder da bist Jack. Ich habe mir den Kopf über dein Haiku zerbrochen. (nun isser ab) Ich brauch Nachhilfe. :?:

[Wilde Rose]

Liebe Jack,

vielen Dank für die Aufklärung. Dann sind alle “Haikus” die ich bisher gelesen habe, das waren nicht viele, nur deutsche Haiku-Versuche. Wie verhält es sich mit dem vielgepriesenen 5-7-5 Verhältnis? Ist das ein Muss? Ich glaube dann ist ein Haiku nichts für mich. Ich schreibe nicht gern in Rätseln. In welcher Gedichtsform kann ich aber die Nacht hocken lassen? In einem Elfchen vielleicht? Ich habe nämlich gerade Gefallen an solch kurzen Beschreibungen gefunden. Das ist auch eine gute Übung für größere Werke.

:?:

LG Wilde Rose

[Volker Harmgardt]

Die Haiku-Kunst bedarf keiner hohen Meßlatte !!!

Das Silben-Versmaß 5-7-5 ist in der deutschen Sprache ein

gewaltiges Unterfangen und wurde schon in englischer Sprache

von Merwin, Hass, Ginsberg, Kerouac und Snyder gebrochen/verändert.

 

Beispiele:

1. Allen Ginsberg

Im fünfzehnten Stock

nagte ein Hund am Knochen -

Quietschen von Taxis.

 

2.Gary Snyder

Ein Laster kam vorbei

in drei Stunden her:

Smoke Creek Desert

 

3. W.S. Merwin

Morgennebel im Tal

Lerche steigt

durch grünen Wolkenflur

 

4. Jack Kerouac

Auf meiner Dachrinne

- der kleine Spatz

Schaut sich um

 

Jahrzehnte/Jahrhunderte vorher schrieben

 

Basho:

 

Kastanie über dem Giebel -

nicht jeder

bemerkt ihr Blühen

 

und Buson schrieb:

 

Ich gehe,

du bleibst;

zweimal Herbst

 

und Issa schrieb:

 

Die Mücke in meinem Ohr,

glaubt sie ,

ich wäre taub ?

 

Und heute schreibe ich:

 

Mal näher, mal ferner,

leise verschwistert sich das Meer

mit dem alten Sturm.

 

HAIKU ist weltweit ein literarisches Ideal geworden,

sogar Hermann Hesse hat sich seiner angenommen.

Dieses abrupte Aufblitzen, ein Bild, das sich in einem

Bild wiederfindet - drei Zeilen und doch ein ganzes

Universum, eine ganze Welt !

Kunstvolle Miniaturen an Lyrik.

 

Einfach wundervoll.

Gruß in die Runde,

Volker

[Wilde Rose]

Hm !

Ich fasse zusammen :

Ich schreibe weiter so, lasse die Gefühlswallungen außen vor und nenne es nicht mehr Haiku.

 

Etwa so?

 

Spätsommerabend

versinkendes Sonnenlicht

gold-grün die Wiese

 

[Wilde Rose]

Hallo Jack,

warum sollte ich dir böse sein? Für konstruktive Kritik bin ich immer offen, denn ja, ich möchte mich weiterentwickeln.

Allerdings wird mir niemand meine heitere Leichtigkeit austreiben können, denn das ist mir das Liebste. Doch möchte ich auch in der Lage sein umwerfend schöne ernsthafte Stücke zu verfassen. Da hapert es noch etwas bei der Wortfindung. Deshalb empfinde ich diese Kurzgedichte als eine wunderbare Übung. Ich habe dabei gar nicht mal das Bestreben es Haiku nennen zu dürfen, jetzt da ich ein wenig von den Besonderheiten eines solchen erfahren habe. (bin naiv hineingestolpert).

Trotzdem noch ein neuer Versuch:

 

Abendsonnenlicht,

still mischt sich strahlendes Gold

ins Grün der Wiese

 

Liebe Sonnenuntergangsgrüße

Wilde Rose

[Wilde Rose]

Spätabendsonne.

Lange Schatten liegen

auf goldgrünem Gras.

[Berthold]

Milchweiße Sonne

lüftet die Nebeldecke;

die Gräser dauern.

[Wilde Rose]

Morgengetümmel.

In den Bäumen verpacken

Stare den Sommer.

[Berthold]

Guten Abend zusammen.

 

 

Karlo, deine Version ist amüsant; sie klingt ein wenig nach einem chirurgischen Eingriff. ^^ - Natürlich weiß ich, dass du es nicht so gedacht hast. LG

 

Jack, ich sage Dankeschön. War mein Erstversuch. Ein typischer Fall von Anfängerglück. LG aint:

[Uloisius]

Dämmerung flutet

Dunkelheit sinkt hernieder

kalter Regen fällt

[Volker Harmgardt]

Wilde Vögel fliegen,

sie schmecken den Duft von Salz

und Kühle am dunklen Tag.

 

 

 

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