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Blinder Passagier


Joshua Coan

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Ein blinder Passagier erzählte mir einst im Zug, von Farben die er sah im Traum

von blauen Himmeln, die sich in der Ferne bleichten

vom dreckigen Braun der Erde und Lehm aus dem man Gestalten formt

vom saftigen Grün der Blätter und ihrem Gelb zur Spätherbstzeit

und vom rot des warmen Blutes, dass er liebte auf der Haut

er nahm die dunkle Brille ab, so leer das Weiß spiegelte sein Blick

mir schauderte es ungemein, wie er schwärmte vom Rot

wie ungehemmt er mir erzählte, vom nassen Fleisch rostiger Säfte

von herrlichen Düften geschlachteter Schafe

und dem Plätschern seiner Stiefel in den Pfützen

als blinder nimmt man anders wahr, und alles wird eins

so lächelte er breit und legte mir die Hand auf das Knie

ach wie laut ich schrie, er lachte nur

ich hob meinen Koffer auf und rannte davon

so schnell ich konnte, dem blinden Metzger entkommen

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