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Zu neuen Ufern


gummibaum

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Mein kranker Geist, geh du auf Reise,
erblinde nicht am leeren Ort,
geraubt, geschändet ist das Wort,
nun such in Fremdem neue Speise.

Was nützt es dir, die alten Hüllen,
die man geplündert liegen ließ,
in die ein Hauch des Todes blies,
mit deinen Klagen anzufüllen?

Find du in unberührter Ferne
die Kraft im dunklen Urbegriff,
poliere ihn durch sanften Schliff
und weck im trüben Stein die Sterne.

 

 

(aus dem Fundus)

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Hallo gummibaum,

 

eine beeindruckende Reise, zu der LD quasi aufgefordert wird.

Das Gegenwärtige ist zerstört, der Ort wird kein Leben mehr hervorbringen. Hier kann LD weder Heilung noch Linderung finden.. verlassen und leer scheint dies Haus, das symbolisch womöglich für den Körper stehen könnte.

So ist es der Geist, der erst auf Reise gehen muss, um diese trübe Gegenwart zu verlassen, Neues zu finden.

 

vor 3 Stunden schrieb gummibaum:

nun such in Fremdem neue Speise.

Das ist nun absolute Geschmackssache.. in meinen Augen liest es sich angenehmer mit "Im Fremden"

Grammatikalisch ist glaube ich beides korrekt.;-)

 

Die "alten Hüllen" könnten nun ebenfalls auf einen Körper verweisen. Gleichzeitig spielt da ein Blick ins Vergangene mit hinein. Die alten Schalen der Zeit.. ja, was nützt es, über das Alte zu klagen, das seine Spuren im Körper ließ, anstatt aufzubrechen und den Blick ins Vielleicht einer Zukunft zu wenden?

Gleichzeit - unsere Haut, unseren Körper, können wir nie gänzlich verlassen. Nicht zu Lebzeiten. Unser Geist kann sich diesem entziehen, aber auf Dauer wächst dadurch nur die Entfremdung, und die Entfernung zu sich selbst wird unüberwindbar groß. Und doch liegt es in der Kraft des Geistes den Körper mitzunehmen, hinaus aus der einengenden Stille.

So weit - dass es letztlich sogar in seiner Kraft liegt, stumpfes wieder zum Glänzen zu bringen. Denn irgendwo verborgen im Sein sind noch immer diese Sterne. Auch wenn nach Außen nur die Kälte eines trüben Steines dringt..

 

Ich hoffe mal, ich bin in meiner Interpretation nicht ganz auf Abwege geraten :whistling:... aber für mich scheint es so zu passen.

 

Liebe Grüße Lichtsammlerin

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Hallo Gummibaum,

 

mich haben deine Zeilen an die Beschäftigung mit Fremdsprachen erinnert. Wenn man einige davon leidlich beherrscht (oder mit Hilfe des Wörterbuchs Begriffe nachschlägt), dann ist es eine belebende Erfahrung, einen Gedanken, vielleicht einen belastenden Gedanken, in eine Fremdsprache zu übersetzen. Oft kommt er dann viel erträglicher daher, in neuem Gewand. Vielleicht verhilft mir die Übersetzung auch zur Distanz. Ob ich allerdings dabei auf das "Urwort" stoße? Vielleicht komme ich ihm näher?

 

Viele Grüße

Edo

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Liebe Lichtsammlerin,

 

herzlichen Dank für deine Gedanken zum Text. Ich habe sie mit Interesse gelesen.

 

Es ging mir um Geist und Sprache. Wenn die Sprache hohl geworden ist, nährt sie den Geist nicht mehr. Neues zu schaffen, gelingt ihm mit den bedeutungsverflachten Worten nicht. Deshalb diese Aufforderung an ihn, nicht  zu klagen, sondern dorthin aufzubrechen, wo er Rohstoff zur Bearbeitung findet.

 

 

Lieber  Carlos,

 

nein, so war das nicht gemeint.

 

 

Danke, lieber  Edo,

 

Mehrsprachigkeit birgt auch die Möglichkeit, die eigene Sprache zu hinterfragen. Was transportiert sie, welche Muster lenken unser Denken, Meinen und Urteilen?  

 

 

Ich wünsche euch gute Nacht.

 

Liebe Grüße von gummibaum

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