Zum Inhalt springen

Sidgrani

Autor
  • Gesamte Inhalte

    1.026
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

  • Beliebteste Themen des Tages

    4

Beiträge erstellt von Sidgrani

  1. „Nun haltet eure Äste fest

    und krallt euch an die Wurzeln.

    Ich blase jetzt aus Nord-Nord-West,

    bis alle Blätter purzeln.“

    So rief‘s der Wind den Bäumen zu,

    in Wäldern, an den Straßen.

    „Erst wenn ihr nackt seid, geb ich Ruh,

    mit mir ist nicht zu spaßen.“

     

    Er stürmt und heult: „Jetzt wird gekämmt“,

    um Buche und um Weide,

    fährt husch den Bäumen unters Hemd

    und zerrt am Blätterkleide.

    So wie er’s ihnen angedroht,

    fällt Blatt auf Blatt herunter.

    Die Buche stöhnt und wird ganz rot,

    „Ich hab doch gar nichts drunter!“

     

    „Der Wind ist ja total versaut,“

    empört sich der Holunder,

    „ich spür schon, wie mein Saft sich staut!“

    „Das ist ja auch kein Wunder“,

    die Erle schüttelt sich und keucht,

    wo soll das alles enden.

    Mir wird ja schon die Wurzel feucht,

    der Wind, der will uns schänden!“

     

    Die Birke biegt sich, dass es knackt

    und lässt die Äste wippen.

    „Ich zeige mich euch gerne nackt,

    ich liebe es, zu strippen.“

    „Welch ein Skandal“, schimpft laut die Esche,

    denn sie ist ziemlich eigen,

    „wie kann man nur, ganz ohne Wäsche,

    sich so vor allen zeigen.“

     

    Die Pappel neigt sich lüsternd leis,

    hinüber zu den Tannen.

    „Wenn ich das seh, dann wird mir heiß,

    es macht mir Lust, zu spannen!“

    „Die Birke lässt mich völlig kalt“,

    bemerkt die schlanke Linde,

    „sie ist fürs Strippen viel zu alt,

    das sieht man an der Rinde.“

     

    Die edle Zeder lacht und höhnt,

    „Das stört mich nicht die Bohne,

    von euch bin ich das ja gewöhnt,

    ich steh nie oben ohne.“

    „Warum denn nicht, das wär doch schön,

    ertönt es von den Föhren,

    dein nackter Stamm, von nah besehn,

    wird uns bestimmt betören.“

     

    „Kaum bläst der Wind, spielt ihr verrückt,

    es ist doch stets das Gleiche.

    Vor dem hab ich mich nie gebückt“,

    knarrt süffisant die Eiche.

    „Ich mag es, wenn er an mir zerrt“,

    haucht wohlig eine Schlehe.

    „Ich habe mich noch nie gesperrt,

    weil ich auf sowas stehe.“

     

    Dem Wind, dem ist das einerlei,

    er zupft und rupft und rüttelt,

    hat auch dem Nussbaum, welch Geschrei,

    die Nüsse abgeschüttelt.

    Befriedigt schwindet ihm die Kraft,

    „Nun ist’s genug, das wär geschafft.

    Ihr wart wie immer wunderbar,

    auf wiedersehn im nächsten Jahr!“

    Baum Sex.jpg

    • Gefällt mir 3
    • Lustig 3
    • wow... 1
    • Schön 2
  2. Erstaunlich, dass es sowas gibt,

    der Sturm der war total verliebt

    in eine schlanke Fichte.

    Er bracht ihr Rosenblätter mit

    vom sommerlichen Sturmesritt,

    sie knarrte: „Ich verzichte“.

     

    Er strich ihr kosend durchs Geäst,

    „Ich will, dass du das endlich lässt,

    du windiger Banause!“

    Die Fichte rauschte voller Wut:

    „Mit uns das geht doch niemals gut,

    ich hasse dein Gebrause!“

     

    Da wurde es dem Sturm zu dumm.

    „Wenn du nicht willst, blas ich dich um,

    dann soll dich keiner haben."

    Drauf tobte er mit aller Macht

    und hat sie - husch - zu Fall gebracht,

    nun liegt sie tot im Graben.

     

    „Die Fichte war es selber schuld,

    erwies ich ihr doch meine Huld,

    ich trolle mich von dannen.

    Mein Herz ist rein, das sie beweint,

    ich hatte es nur gut gemeint,

    nun flieg ich zu den Tannen.“

    • Gefällt mir 1
    • Lustig 1
    • Schön 3
  3. Des Herbstes Farben blättern

    und krumme Omas wettern,

    sie wünschten, es wär Mai.

    Der Sack hat hingeschmissen,

    was hat ihn nur gebissen,

    dem wandert wohl ein Ei.

     

    Er kriecht zum Lenz aufs Lager

    und fühlt sich als Versager.

    Der neue Herrscher droht

    mit seinem kalten Zinken,

    das tut der Oma stinken,

    sie scheißt aufs Abendrot.

     

    Dass Lenz und Herbst sich lieben,

    das hat man uns verschwiegen,

    sie sind beim Liebesakt.

    Und da sie nicht verhüten,

    gibt es bald neue Blüten,

    der Winter hat verkackt.

     

    Der Sommer ist der Loser

    und noch beschwipst vom Suser,

    den er in Mengen soff.

    Er schmollt in seiner Ecke,

    verflucht den Herbst, die Zecke

    und wünscht dem Winter Zoff.

    • Lustig 2
  4. Hei Elisabetta,

     

    schön, dass du den Humor des Gedichtes aufgreifst und weiterspinnst. "Wohlverborgen" gilt allerdings auch für z.B. Boxershorts aber nicht für die Stringbodys, die mehr präsentieren als verbergen. 😁 Der Liebestöter ist, so glaube ich, verpönter als die lange Unterhose.

     

    Danke und einen lieben Gruß

    Sid

    • Gefällt mir 1
  5. Hei Carlos,

     

    du hast zu guter Letzt ja doch noch den Knoten gelöst und "Franzose" reimt sich nun mal auf Hose, da freut sich der Dichter. Deine Skepsis in Bezug auf den Franzosen kann ich dir allerdings nicht nehmen, für mich passt alles gut zusammen und darauf kommt es schließlich an.

     

    Danke und einen lieben Gruß

    Sid

    • Gefällt mir 1
  6. Es naht die Zeit der langen Unterhose,

    die Männerschätze warm und wohlgeborgen hält.

    Wer eine hat, den nennt man schnell Mimose,

    was ihren Träger nervt und ihm zu Recht missfällt.

     

    Der holden Weiblichkeit ist sie zuwider,

    da sie die Lust auf Liebe wirksam unterdrückt.

    Statt wie ein Held wirkt Er entstellt und bieder,

    kein Wunder, dass ein Schäferstündchen so nicht glückt.

     

    Der Mann von Welt trägt lieber Body oder String,

    das öffnet ihm die Herzen und die Türen

    und endet irgendwann mit Kind und Ehering.

     

    Auch jede Frau kann, wenn sie will, verführen,

    doch ist nicht jeder Mann gleich ein Franzose,

    zum Teufel mit der langen Unterhose.

    • Schön 3
  7. Hei Aries,

     

    diesen Kugelfisch würde ich nie verspeisen. Ich schätze, er kann auch nicht schmackhafter sein als ein Steinbeisser oder ein Seeteufel. Mir als Norwegenurlauber schmeckt auch der Skrei, das ist der norwegisch arktische Winterkabeljau, den es nur von Januar bis April gibt.

     

    Danke für dein schönes Lob und einen lieben Gruß

    Sid

     

     

    Hei Carlos,

     

    irgendwo kommen die Fremdwörter immer her, odios z.B. hat seinen Ursprung im Lateinischen und dass der Fugu tödlich sein kann, ist bekannt, dabei sieht er ziemlich drollig aus.

     

    Danke und einen lieben Gruß

    Sid

    • Gefällt mir 1
  8. Wir fielen lärmend ins Lokal,

    das war vielleicht 'ne schräge Bude.

    Das Essen war odios frugal,

    der Buckelober steif und krude.

     

    Der Raum war stussig pittoresk,

    die Stühle speckig und fragil.

    Die Szenerie wurd kafkaesk,

    als uns ein Fisch ins Süppchen fiel.

     

    Die Lage wurde blümerant

    und dünkte uns wie ein Fanal,

    es klopfte laut und fulminant,

    wie aus dem Jenseits, siebenmal.

     

    Ein Kerl erschien in vollem Wichs,

    gebeugt und heischend fatigant.

    Er mühte sich zu einem Knicks

    und hob sodann die Knochenhand.

     

    Dann lud er in sein Fahrzeug ein,

    wobei er seinen Stab verbarg:

    „Der Fugu stellte euch ein Bein,

    dort draußen wartet euer Sarg.“

    • Lustig 3
  9. vor 17 Stunden schrieb Carlos:

    Gestern um 14 Uhr 

    wurde er beerdigt. 

    Ich bin nicht

    hingegangen, 

    er hat nicht 

    mit mir gerechnet.

    In diesen Zeilen blitzt ein hintergründiger Humor (nahe Sarkasmus) auf. Auch wird der unsymphatische Verstorbene vom LI nicht mit Namen genannt, auch woher er ihn kannte, bleibt im Dunklen, er ist weg. Allerdings hat das LI dem Verstorbenen einen Nachruf gewidmet, womit der sicher auch nicht gerechnet hat.

     

    Liebe Grüße

    Sid

    • Gefällt mir 1
    • Danke 1
  10. Hallo Carlos,

     

    Am 28.9.2022 um 15:06 schrieb Carlos:

    etwas zwischen wachem Zustand, Traum und Selbstmordversuch.

    Ein nicht anhaltender Zug, den du in deinen Versen festhältst. 

    Man kann nicht die Bedeutung des Reims übersehen. 

    so habe ich es gemeint. Aber woher kommt der Zug?

    Am 28.9.2022 um 15:06 schrieb Carlos:

    Manchmal bestimmt der Reimzwang das zunächst erscheinende Wort, 

    die "Gruft", zum Beispiel, aus der der Zug auftaucht.

    Ja, woher kommt der Zug? Wenn du hier deine Fantasie spielen lässt, müsstest du eigentlich feststellen, dass nicht der Reimzwang für die Wörter "Luft" und "Gruft" verantwortlich ist.

     

    Lieben Gruß

    Sid

     

     

    Liebe Ilona,

     

    Am 28.9.2022 um 16:00 schrieb Ostseemoewe:

    Nach der ersten Strophe nagte die Kälte an meinen Beinen.

    prima, das ist der Beweis, dass du in den Text hineingezogen wurdest.

     

    Am 28.9.2022 um 16:00 schrieb Ostseemoewe:

    Und nun bekomme ich ein ungutes Gefühl und es zieht mich fast zum Schluß machen.

    Oha, das sollten meine Zeilen nun wirklich nicht suggerieren, ein sehr böser Gedanke.

     

    Danke für dein Statement und liebe Grüße.

    Sid

     

     

    Lieber Tobuma,

     

    vor 20 Stunden schrieb Tobuma:

    Ein tolles Gedicht , das das "Erlebnis Zugfahrt" sehr gut wiedergibt.

    wobei es sich hier allerdings um eine ganz besondere Zugfahrt handelt.

     

    Danke und einen lieben Gruß.

    Sid

  11. Am 27.9.2022 um 12:52 schrieb Carlos:

    Tja, sie hatte Lust, lieber Sid, große Lust, jemanden zu erwischen.

    Wahrscheinlich, lieber @Carlos, die Quote muss schließlich erfüllt werden.

     

    Lieben Gruß

    Sid

     

     

    Am 27.9.2022 um 13:01 schrieb Ostseemoewe:

    Voll erwischt und auf ein falsches Gleis gesetzt.

    Dann habe ich ja mein Ziel erreicht, liebe Ilona.

    Danke und liebe Grüße

    Sid

     

     

    vor 21 Stunden schrieb Herbert Kaiser:

    Bei mir hätte es nicht geklappt - ich habe eine Jahreskarte.

    Dann wäre es bei dir @Herbert Kaiser wohl ein echtes Date geworden!

     

    Danke und liebe Grüße

    Sid

     

     

    vor 19 Stunden schrieb WF Heiko Thiele:

    Dein LI, lieber Sid, hat es für 40 €, oder so ähnlich, geschafft.

    Ich glaube nicht @WF Heiko Thiele, dass sich so eine harmonische Beziehung entwickeln kann.

     

    Lieben Gruß

    Sid

     

     

    vor 3 Stunden schrieb Marvin:

    dass da noch ein böses Ende kommt, war mir bei dir klar.

    Soso, du hast mich also schon durchschaut @Marvin.

    vor 3 Stunden schrieb Marvin:

    Lediglich beim dritten Vers kam ich ein wenig ins Stolpern, weil du in den ersten beiden Versen eine Silbe weniger hast.

    Das war keine Absicht, es schadet doch auch dem Rhythmus nicht oder?

     

    Danke und liebe Grüße

    Sid

  12. Der Bahnsteig döst im Neonlicht,

    die Kälte nagt an meinen Beinen.

    Der Nebel flutet fahl und dicht

    und lässt die Wände Tränen weinen.

     

    Dann zittert und vibriert die Luft,

    die Gleise fangen an zu singen,

    ein Zug erscheint aus schwarzer Gruft,

    es wird mir wieder nicht gelingen.

     

    Das Licht der Fenster flirrt vorbei,

    betäubt mir meine müden Sinne,

    ich lausch der Räder Litanei,

    nur noch ein Schritt, ich halte inne.

     

    Gesichter fliehen wie im Traum,

    es glückt mir nicht, sie zu erfassen,

    sie schaun mich an, ein Blinzeln kaum,

    schon ist’s vorbei und sie verblassen.

     

    Der Spuk entschwindet in der Nacht,

    er ist auf endlos langer Reise.

    Aus tiefstem Dämmern aufgewacht,

    verfluche ich die blanken Gleise.

    • Gefällt mir 4
  13. Liebe Ilona,

     

    deine kleine Terzine lässt ein paar liebgewordene Kindheitserinnerungen aufziehen, da verteidigt man sein "Kind" auch schon mal wider besseren Wissens.

    Ich habe schon mehrere Anläufe genommen das doppelte "machen" zu verhindern, aber immer wieder aufgegeben. Nach Claudis Kommentar wollte ich es aber wissen und habe nun einen Vorschlag für dich:

     

    zerkleinert Äpfel, um Kompott zu machen.

    Ein Kranichzug begibt sich auf die Reise,

    nun wird's langsam Zeit für wärmere Sachen.

     

    Liebe Grüße

    Sid

    • Danke 1
  14. Du steigst in die Bahn und blickst mich fest an,

    das hast du bisher noch niemals getan.

    Ich wurd nicht beachtet, du gingst stets vorbei,

    als ob ich nichts weiter als Luft für dich sei.

     

    Nur ist es heut anders, ich glaub, du hast Lust,

    mein Herz pocht und hämmert, sprengt mir fast die Brust.

    Doch muss ich dir sagen, es ist keine List,

    dass es für mich heute das erste Mal ist.

     

    Du bleibst vor mir stehen, mein Puls galoppiert,

    ich stammle, erröte - dein Lächeln gefriert.

    „Wir steigen hier aus“, hast du eiskalt gezischt,

    denn du hast mich grad ohne Fahrschein erwischt.

    • Gefällt mir 1
    • Lustig 9
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.