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gummibaum

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Beiträge erstellt von gummibaum

  1. Aus reinem Gold bin ich und war
    des Königs treuster Becher.
    Doch brachte er mich in Gefahr,
    und ich verließ den Zecher.

    Er nahm mich nämlich in die Hand
    und kitzelte die Ehre:
    „Wer springt ihm nach vom Klippenrand
    und holt ihn aus dem Meere?“

    Und eh ein Ritter oder Knapp
    es wagte, Mut zu zeigen,
    riss mich der Strudel schon hinab
    ins namenlose Schweigen.

    Ich sah an der Korallenwand
    zum Glück den einen Zacken,
    und es gelang mir mit der Hand
    des Henkels zuzupacken.

    Da hing ich jetzt, und unter mir,
    aus bodenlosem Dunkel,
    stieg vielgestaltiges Getier,
    gelockt vom Goldgefunkel.

    Verliebte Kraken fassten mich,
    und feurig küssten Drachen,
    doch Rochen stanken widerlich
    aus ungepflegten Rachen.

    Da sah ich, schwanenweiß das Bein,
    den Taucher zu mir strudeln.
    Er griff mich fest, mit mir allein
    ans Tageslicht zu sprudeln.

    Ein Knappe war es, schön und kühn,
    und als er scheu erzählte,
    sah er des Königs Tochter glühn
    im Wunsch, dass er sie wählte.

    Und wirklich tat der König kund:
    „Du wirst sie lieben dürfen,
    kannst du Erkenntnis noch vom Grund
    des dunklen Meeres schürfen!“

    Er warf mich augenblicks hinab,
    und dieses Mal beschloss ich:
    „Ich bleibe in des Meeres Grab!“
    Sein Spiel mit mir verdross mich.

    Kaum kam ein Hai daher im Wahn,
    dass sich ein Küsschen lohne,
    da schwang ich mich auf seinen Zahn
    und bildete die Krone.

    Und als der Jüngling nach mir griff,
    sein Eheglück zu machen,
    da biss der Hai, und Stück für Stück
    verschwand der Knapp im Rachen…


    (nach Schillers Ballade, 1797)
    (2018)

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  2. Vielen Dank für eure Likes.

     

    Liebe Darkjuls,

    wie ich sehe, kennst du dich auch aus mit dem Kitzeln und seiner Brutstätte. Danke für deinen Kommentar.

     

    Danke, liebe Pegasus,

    und schön, wenn dir der kleine Spaß gefallen hat.

     

    Lieber Alexander,

    ja, die Sommerhitze, die unsereinen lähmt, bringt andere so richtig in Schwung.

     

    Ja, liebe sofakatze,

    nach säuselndem Auftakt folgt die wenig erbauliche Realität.

     

    Euch liebe Grüße

    g

  3. Schönes Taucherlebnis mit Schreckmoment, liebe sofakatze.

     

    Deine gelungene sprachliche Ausführung vermittelt gut die marine Unterwasser-Atmosphäre. Die Verdichtung von zwei Strophen zu einer markiert die Intensivierung der Gefühle angesichts einer unerwarteten Gefahr. 

     

    Mit Freude gelesen.

    LG g

    • Danke 1
  4. Der Sommer nährt der zarten Seelen Blühen.
    Der Biomüll im Kücheneimer lebt.
    Ein hundertfach pulsierend Weiches strebt
    aus Gärendem, sich kriechend abzumühen.

    Aus Maden, die pausieren, schlüpfen Fliegen.
    Sie krabbeln, steigen auf und suchen Licht.
    Und hebe ich den Deckel kurz, so bricht
    ein Wölkchen aus und ist nicht mehr zu kriegen.

    Ganz anders geht es mir, dem lahmen Alten.
    Sie finden mich sofort im Sofa-Eck.
    Beginnen frech, ihr Kitzeln zu entfalten,

    entdecken auf der Glatze ihr Gedeck,
    ein Fässchen Schweiß, die Party zu gestalten -
    Der Sommer treibt es wieder mal zu keck…

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  5. Das ist lustig, liebe Melda.

     

    Ich kam als Kind auch immer durcheinander. Dazu kam noch der Auerochse.

    (Als in der Uhrzeit der Uhr noch lebte, trug Homo sapiens noch keine Ur und machte keinen Uhrlaub.)

     

    Sehr gern gelesen.

    LG g

    • in Love 1
  6. Mein Kopf ist breit, mein Körper lang
    und ähnelt einer großen Schraube.
    Sooft ich in die Korken drang,
    war allen Flaschenhälsen bang,
    dass ich ihr Liebstes raube.

     

    Das tat ich, und der Trunk ergoss
    sich bald in eines Trinkers Kehle.
    Ich hörte Schlucken und genoss,
    was manchem Trunkenen entspross
    aus der entkorkten Seele…

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  7. Vielen Dank für eure Likes.

     

    Danke, lieber Alexander, für dein Interesse.

     

    Das Gedicht ist offenbar unverständlich. Eine nahe liegende Deutung ist, dass das LI ein älterer Mann ist; doch kann er schlecht „Braut“ sein. Gemeint ist eine Frau mittleren Alters, doch ist sie vielleicht aus männlicher Sicht falsch dargestellt.

     

    Ich habe die Sprecherin hier nach einer realen Person entwickelt, von der ich fast nichts weiß.

     

    Ich lernte sie nur flüchtig im Freibad kennen, in das sie, wie meine Mutter, häufig ging. Die beiden Frauen hatten sich angefreundet und lagen nebeneinander. Ich machte dort nach der Schulzeit einen Job als Bademeister, und begrüßte in den Pausen kurz meine Mutter.

     

    Einmal entfernte ich mich schnell wieder, als ich merkte, dass mein Blick beim Sprechen nicht auf meine Mutter, sondern auf Stellen des Körpers ihrer Freundin gerichtet war, wo sich unter der Bikinihose „Pforten“ andeuteten.

     

    Kurze Zeit danach wohnte und arbeitete ich im Krankenhaus und bekam mehrmals einen Anruf von dieser Frau, die unbedingt ihre Zeit mit mir verbringen wollte, wozu es aber wegen meiner Weigerung nicht kam.

     

    Ich habe später über ihre Beobachtungen und Gefühle spekuliert, sie jetzt auf das LI projiziert und diesem auch nächtliche Phantasien (Koitus mit dem Objekt der Begierde) andichtet usw.

     

    LG g

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  8. Danke, liebe sofakatze,

     

    dass du auf den Zusammenhang der beiden Strophen hinweist und dir das Verwandelnde in seiner Unbestimmtheit ganz angemessen erscheint.

     

    Liebe Grüße

    g    

  9. Habe dich im Bad gesehen,
    junger Hilfsschwimmmeister du,
    plaudernd bei der Mutter stehen,
    und es lässt mir keine Ruh.

    Strich dein Blick nicht zwischen Worten
    über meinen Körper hin,
    hielt an den besonnten Pforten
    und verwirrte dir den Sinn?

    Sprachst du plötzlich nicht in Eile,
    deine Pause sei vorbei,
    und dass Mutter eine Weile
    gut mit mir beraten sei?

    Nun, ich fragte die vertraute
    Freundin gern nach ihrem Sohn,
    und ich merkte, etwas baute
    sich zu dir hin schwellend schon.

    Nachts, im Bett, bekam die Sonne,
    die in meiner Haut gestaut,
    deine Hände, und voll Wonne
    wurde ich zu deiner Braut.

    Spürte deine starken Lenden
    und den sehnlichen Erguss,
    wollte nur, es soll nicht enden,     
    und zerfloss in dem Genuss.

    Wie ich mich nach dir zerdehne
    jetzt schon, muss ich dich bald sehn,
    jeden Muskel, jede Sehne,
    ach, du bist so jung und schön …   
     

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  10. Danke für die schönen Likes.

     

    Liebe Letreo,

    hab Dank für deinen freundlichen Kommentar, der das LI ganz richtig einschätzt.

     

    Danke, liebe Carry,

    für die vorsichtige Annäherung an das Etwas, die ihm genügend Spielraum gewährt.

     

    Lieber Georg,

    schön, dass dir das Gefühl  auch begegnet ist. Und hast du später bemerkt, wie schnell der Wein in der Flasche abnahm?

     

    Euch liebe Grüße

    gummibaum   

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  11. Etwas geht durch grüne Fluren
    unter einem weiten Blau,
    küsst das Blühen, lähmt Lemuren,
    löst die Pendel aus den Uhren
    und macht Takte ungenau.

    Etwas furcht mit seinen Spuren 
    auch mein Zeittaktseelengrau.
    Plötzlich fliehen die Lemuren,
    bricht ein Grün aus brachen Fluren,
    streckt mein Blühen sich ins Blau …
     

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  12. Vielen Dank für eure Likes. Ich freue mich.

     

    Danke, liebe Pegasus.

     

    Ja, du liegst richtig, was „trimmen“ betrifft. Hier geht es genau darum „in eine Schiene“ zu pressen. „Segenssprüche fürs Belieben“ (vielleicht unklar gesagt), meint das Gegenteil davon: statt autoritär laissez faire. Insgesamt also ein Wechselbad der Erziehungsstile.

     

    Liebe Grüße von gummibaum

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  13. Ruhelos, von vielen Stimmen,
    ist das Kind umhergetrieben,
    knappen Worten, die es trimmen,
    Segenssprüchen fürs Belieben.

    Geistig scheint es sehr viel weiter
    als die meisten seines Alters,
    doch sein Sinn auf hoher Leiter
    gleicht dem Flattern eines Falters. 

    Sprunghaft wechselt sein Begehren,
    sich zu schmiegen, zu verhärten.
    Sonnenglanz und Hagel queren
    seiner Seele junge Gärten.

    Sorgsam möchte man das Kleine 
    halten und mit Ruhe tränken,
    dass es spürt, dass eigne Beine 
    nur den rechten Weg ihm schenken…

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  14. Vielen Dank für die schönen Likes!

     

    Danke, liebe Pagasus,

    für dein Lob und die spielerische Verwendung von OI und IO.

     

    Liebe Carry,  

    danke für dein Verständnis. Wenn du das Missgeschick teilt, lässt es sich besser aushalten. 

     

    Danke, lieber maerC,

    für deinen amüsanten Text mit den ausgetauschten Buchstaben.

     

    Euch liebe Grüße 

    gummibaum

     

  15. Das I ist dünn, das O ist dick, 
    und auf der Tastatur 
    trennt sie zu meinem Missgeschick
    ein Millimeter nur.

    Oft tippt mein Finger auf das O,
    auch wenn es  I sein soll,
    und Pipi wird zu Popo so  -
    Das finden beide toll.

    Wann macht das O die Schlankheitskur,
    frisst i sich mal was an?
    Die beiden sind verliebt und stur
    und denken nicht daran ….

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  16. Danke für die Likes.

     

    Das stimmt, liebe Letreo. Besten Dank!

     

    Das Gedicht ist ein kritischer Spaß, der u.a. besagt, dass unser Verstand uns betrügt, indem er aus dem Hässlichsten das Schönste zaubert, damit wir das Leben aushalten.

      

    LG g

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  17. Unsre Welt ist nichts als hässlich,
    alles Schöne Täuschung nur.
    Für das Hässlichste vergesslich,
    wandelt es der Geist verlässlich
    um in höhere Natur.

    Himmelsweite, Bergesgröße, 
    Anmut, Liebe, Freiheit, Glück,
    zeigt die Welt als Schleim und Klöße,
    Missgeburten ihrer Schöße,
    vor dem Wandel unserm Blick.

    Doch wie gut, dass dies Vergessen
    schnell und zuverlässig geht, 
    und wir deshalb nicht ermessen,
    dass der Hässlichste all dessen
    träumend auf zwei Beinen steht…   

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