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Vor der eigenen Haustür


Freiform

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Ich bin ein territorial denkendes und danach handelndes Wesen und solange vor meiner Haustür alles in Ordnung ist, solange geht es mir gut und ich kann glücklich sein. Es ist nicht meine Natur, mir darüber Gedanken zu machen, was vor den Haustüren in Timbuktu vorgeht.

Wenn ich vor meiner Haustüre Geräusche höre, die ich nicht zuordnen kann, empfinde ich Angst und Schrecken. Stehe sofort auf, entwerfe Pläne und handele, damit es mir so schnell wie möglich wieder gut geht. Wenn Schreckliches vor Timbuktus Türen geschieht, denke ich „Ach, wie schrecklich,“ mache den Fernseher aus und lege mich schlafen. Vor dem Einschlafen überlege ich aber kurz noch, das ich morgen das Laub vor der Türe wegfegen muss, bevor ich dann in angenehme Träume verfalle.

Nach dem Frühstückskaffee leg ich sofort los und hole Besen, Schaufel und Laubsack aus der Garage. Draußen treffe ich den Nachbarn, der auch gerade geschäftig vor seiner Haustüre fegt. „Hast du schon gehört, was in Timbuktu Schreckliches los ist?“
„Ja habe ich, schrecklich nicht wahr. Da müsste man was tun!“
„Ja, das müsste man! Was tust du denn heut noch so?“ 
„Wir bekommen Besuch, deshalb muss ich noch alles auf Hochglanz bringen. Was macht das sonst für einen Eindruck! Nachmittags grillen wir noch und wollen dann ordentlich feiern. Es wird aber Zeit, dass unsere Regierung mal was wegen Timbuktu tut!“
„Ja das wird es, wir werden ja sehen, ob die den Arsch mal hochkriegen!“

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Hallo Freiform,

 

wie wahr.. das Interesse geht in der Regel bis zur eigenen Nasenspitze und nicht darüber hinaus!

Man sollte, man müsste und man könnte. Aber "man" ist ja nicht "man-selbst". Fein raus..

Tja, und so geht das Tag für Tag. Ich denke es dient auch dem bloßen Selbstschutz. Würde jeder sich für jedes Leid auf dieser Welt verantwortlich fühlen, würde jeder daran zerbrechen. Es ist zu viel.. zudem bekommen wir von so vielen Dingen überhaupt erst seit einigen Jahren etwas mit, was vor dem Internet und der Globalisierung nicht einmal bekannt war. Wir werden tagtäglich mit Meldungen überschüttet, sie alle so emotional wie die eigenen Probleme zu nehmen, wäre Chaos. Und unmöglich.

Dennoch könnte es etwas über das bloße Floskel-Gehabe hinaus gehen.. Da machen wir uns ja geradezu lächerlich. Und es ist genau das, was der Politik immer vorgeworfen wird - schöne Worte ohne Taten. Aber sind die meisten Menschen nicht genauso?

 

Hast du schon gehört, was in Timbuktu Schreckliches los? ---> Fehlt da nicht ein Wort? "los ist?" etwa?

 

Nachmittags Grillen wir noch und wollen dann ordentlich feiern. Es wird aber Zeit, das unsere Regierung mal was wegen Timbuktu tut!  -----> "Nachmittags grillen wir [....] Es wird aber Zeit, dass unsere...."

 

Gut gewürzt mit der richtigen Ironie. Aber nicht zu viel, sodass es nicht überzogen wirkt. Doch, gefällt mir gut! Nur schade, dass es leider allzu wahr ist..

 

Liebe Grüße, Lichtsammlerin

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Hallo Lichtsammlerin,
ein herzliches Dankeschön, für deinen Support und Gedanken zu dem Text!

Am 22.4.2020 um 12:39 schrieb Lichtsammlerin:

Aber nicht zu viel, sodass es nicht überzogen wirkt.

Es freut mich zu lesen, das ich es für dich geschafft habe, den Bogen nicht zu überspannen.
Da ich selbst nur zu gerne auf meinem Arsch sitzen bleibe, frage ich mich manchmal, aus welcher Motivation heraus ich solche Texte schreibe? Ich glaube die Antwort zu kennen, aber das ist eine andere Geschichte.

 

Dankeschön! :classic_smile:

 

grüßend Freiform



 

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Hallo, moin Freiform

Mich nervt das schon ein wenig, wenn Menschen nur bis zur eigener Nasenspitze und nicht darüber hinausschauen. Da ich Freunde in aller Welt habe, ist es mir schon sehr wichtig über den Tellerrand hinauszuschauen. Es geht auch gar nicht anders. Ich habe diese Menschen sehr lieb gewonnen und interessiere mich für Sie und Ihr Leben. Selbst, wenn es mir emotional alles abverlangt. Doch ich habe die leichte Ironie in Deiner Geschichte schon verstanden.

Gerne gelesen!

LG Josina

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Hallo Josina,
dieser Text ist zugespitzt nur auf einen Blickwinkel gerichtet und besitzt keinerlei Allgemeingültigkeit.
Sicher gibt es auch eine Menge Menschen, die sich aus einem inneren Bedürfnis heraus, für andere Menschen aufopfern. Doch gerade in der jetzigen Krise zeigt sich doch auch wieder, wie viele, ausschließlich nur an sich denken. Beispiel Hamsterkäufe.
Dabei möchte ich das gar nicht werten. Jeder in der Gesellschaft hat seine Aufgabe! Wer sich für andere aufopfert, braucht ja schließlich jemanden, an dem er sein Werk verrichten kann.
 

Dankeschön! :classic_smile:

 

 

grüßend Freiform

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