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Pheromon Cocktail


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Ich fühlte mich erst peinlich berührt, als du dich an mir vorbei zwängtest, und deine Brüste an meinem Oberkörper entlangstreiften. Du murmeltest ein knappes „Tschuldigung“, ohne jedoch wirklich Notiz von mir zu nehmen. Auch wenn du durch die Enge bedingt, gar keine andere Wahl hattest, war mir dieser Moment unangenehm.

Ganz im Gegenteil zu dem, was meine Augen nach diesem unschönen Moment einfingen. Dein graziler und wohlgeformter Körper, wurde perfekt, von deinem Kleid umrahmt, und die im Verhältnis etwas zu langen, in schwarze Seidenstrümpfe gebetteten Beine, verliehen deiner Bewegung etwas Raubtierähnliches. Nur Sekundenbruchteile später explodierten unzählige Pheromone in meinen Rezeptoren, und versetzten meinen Körper in einen dermaßen extremen Erregungszustand, den ich wahrscheinlich, das letzte Mal in meiner Jugend genießen durfte.

Augenblicklich fing ich an zu schwitzen und es dauerte nur Sekunden, bis ich wahrnahm, dass mein Deo bereits versagte. Ich ärgerte mich darüber, dass ich zum Sonderangebot, anstatt zu meinem seit Jahren bewährten Produkt, gegriffen hatte. Am falschen Ende zu sparen, wird immer bestraft, und so nahm ich es demütig und schlecht duftend hin. Ich trank mein Wasser aus, und überlegte gerade zu gehen, als du zurück des Weges kamst.

Ich hatte schon eine Menge schöne Frauen in meinem Leben gesehen, aber der Anblick, der sich mir jetzt bot, nahm mir schlichtweg den Atem. Ich vermutete auf deinem Hinweg eigentlich eine junge Frau, aber jetzt offenbarte sich mir ein Wesen, in der Blüte ihres Lebens. Die grauen Strähnen, in deinem schulterlangen Haar, waren echt und nicht gefärbt und die feinen Falten im Gesicht, umspielten den sinnlichsten Mund, den Mutter Natur sich nur ausdenken konnte.

Das Platzproblem hatte sich zwischenzeitlich nicht gebessert, und als mir klar wurde, dass du dich gleich wieder an mir reibend vorbeidrücken musstest, stieg meine Körpertemperatur in Regionen, die jedes Fieberthermometer an seine Grenzen gebracht hätte. Dir schien die Situation plötzlich auch bewusst zu werden, und es zeigten sich deutliche Spuren von Unsicherheit in deinem Blick, der inzwischen auf mir ruhte und meiner Körpertemperaturproblematik keine Abkühlung versprach. Alle anderen Gäste, nahmen keinerlei Kenntnis von uns, da sie sich in intensiven Gesprächen befanden.

„Entschuldigen Sie“ strömte es wie Gesang aus deinen Lippen, und keine Stimme hätte besser zu deiner Erscheinung passen können, wir dieser melodische Singsang, der meine musikalischen Ohren schlagartig verzauberte. „Es ist mal wieder viel zu voll in dem Laden, ob die das denn nie lernen, nur so viel Leute rein zu lassen, dass man auch noch auf die Toilette kann, ohne den halben Laden anrempeln zu müssen.“ Und in deinem Tonfall spielte plötzlich Frustration die erste Geige. „Es tut mir aufrichtig leid, dass ich mich eben, so rüpelhaft an Ihnen vorbeipressen musste, aber ich war schon überfällig, und es hätte keine Sekunde länger dauern dürfen!“ Wechselte deine Stimme fließend in ein schüchternes Streichkonzert.

„Ist das hier immer so voll?“ Fragte ich viel zu laut nach, um meine Unsicherheit zu überspielen. „Sie waren noch nie hier? Ja ich denke schon! Sie wären mir bestimmt aufgefallen, da ich fast jeden Samstag hier bin, und manchmal auch freitags. Ich heiße übrigens Katarina, wenn wir uns schon gezwungenermaßen so nahekommen müssen, sollten wir uns wenigstens vorstellen, oder?“ Und dein Blick verwandelte mich in einen Waschlappen mit Gummibeinen, der es gerade noch schaffte, dir die Hand zu reichen und ein „Freiform“ herauszubringen, „Freiform ist mein Name.“

Ein nicht ganz unerwartetes Lachen breitete sich im Gang aus, und als du dich wieder im Griff hattest, kam die Frage der Fragen, die immer kam “Entschuldige, was ist das denn für ein Name? Den hab ich ja noch nie gehört! Ist das ein Künstlername? Bei deiner Haarlänge könnte das gut passen. Bist du Künstler?“ Du wechseltest von einem Sie, in ein Du, und diese Reaktion entspannte mich deutlich, bevor ich wahrheitsgemäß antwortete „Nein, ich bin kein Künstler, aber meine Eltern waren ein bisschen Gaga zu der Zeit!“ Erklärte ich dir, wie schon tausend anderen Menschen zuvor. „Du trägst es ja mit Fassung, wie mir scheint!“ Lächeltest du mich an, und ich gab wie Hunderte Male zuvor zurück „Was bleibt mir andres übrig.“

„Wollen wir etwas trinken?“ Überfielst du mich völlig unerwartet, und ich traute meinen Ohren kaum. Du übernatürliches Wesen fragtest mich Waldschrat, ob ich etwas mit dir trinken möchte. Jeder Blitzeinschlag wäre wahrscheinlicher gewesen, als dieses Ereignis. Ich brauchte einen Moment, der dich zu verunsichern schien, bevor ich herausbrachte „Gerne, wartet denn niemand auf dich?“
„Nein, meine Freundin hilft ab und zu hinter der Theke. Aus diesem Grund ist das unser Stammlokal geworden. Heute arbeitet sie hier, und deshalb wartet sie sicher nicht auf mich. Sie wird sich denken, ich hätte einen Bekannten getroffen. Was möchtest du denn trinken?“

Ich gab dir meinen Getränkewunsch und wie von Zauberei, hattest du auf einmal ein kleines Handy in deinen schlanken Fingern, und tipptest die Bestellung ein. „Kommt sofort der Herr!“ Begleitet von einem der erfrischendsten Lacher, der je mein Ohr erreicht hatte. „Erzähl doch mal, was verschlägt dich hier her?“ Und bevor ich zu einer Antwort kam, fügtest du ein „Bist du das etwa, der hier so unverschämt gut riecht?“ Hinterher und du nahmst unverblümt einen vollen Zug meines längst, vom Schweiß überdeckten Deos in dich auf, während dein Näschen fast meinen Hals berührte.

 

 

Nachschlag:

 

Ein zärtliches „Wow“ streichelte deine Lippen, und als du wieder auf Distanz gingst, und wir uns kurz in die Augen blickten, glaubte ich, ein zügelloses Verlangen in ihnen zu erkennen. Auf einmal herrschte eine beklemmende Stille, und du senktest verschämt den Kopf, als wenn dir erst jetzt bewusst geworden wäre, welches Signal du mit deiner spontanen Annäherung ausgelöst haben könntest. Mein Herz hämmerte wie ein Hochleistungsmotor, und instinktiv wusste ich, dass wenn ich diesen Moment retten möchte, es auf meine nächste Reaktion ankommt.

Hätte man mich doch nur in meinem Leben auf so etwas vorbereitet. Jetzt stand ich da, nach Worten ringend, und hätte dich am Liebsten einfach in den Arm genommen. Stattdessen schaute ich betreten auf meine Füße und schwieg. Als wenn jemand den Pausenknopf losgelassen hätte, kam es Bruchteile später gleichzeitig aus unseren Mündern „Ganz schön heiß hier!“ Verdutzt trafen sich erneut unsere Blicke, und diesmal blieb uns gar nichts anderes übrig, als laut loszulachen. „Dann ist es ja gerade richtig, dass ich die eisgekühlten Getränke bringe, oder vielleicht doch nicht?“ Sprengte die Stimme der Kellnerin die Situation. Das auffällige und von Schalk geprägte Augenzwinkern in Richtung Katarina, ließ mich erahnen, dass es sich nur um ihre Freundin handeln konnte. Sie drückte uns unsere Getränke in die Hand, lächelte kurz in die Runde, und verabschiedete sich mit einem „Viel Spaß noch ihr beiden!“

Wir zögerten nicht eine Sekunde, von unseren Getränken zu kosten, als wenn wir gerade erst die Sahara durchquert hätten. Dabei suchten deine Augen wieder die meinen, und als du das Glas von deinen ungeschminkten, und wunderbar geschwungenen Lippen wieder absetzt, läutest du die nächste Runde ein  „Ja, ganz schön heiß hier!“

 

 

 

 

 

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Hallo Bella,
irgendwie habe ich geahnt, das dich dieser Text ansprechen könnte.

Dankeschön! :classic_smile:


Hallo Melda,

vor 19 Stunden schrieb Melda-Sabine Fischer:

Autognosie

…du kannst mir doch nicht mit so Fremddingens Wörtern kommen, wer soll die denn verstehen?...:whistling:

Dankeschön! :classic_smile:


Hallo Letreo,

vor 19 Stunden schrieb Letreo71:

Ja, also, wenn der Geruch stimmt,

...aber nur wenn er natürlich ist, nicht so ein Parfümdingsbumszeug, wo einem nur schlecht von wird…:whistling:

Dankeschön! :classic_smile:

Wenn einem so viel Gutes widerfährt, ist das doch einen Nachschlag Wert.
Exklusiv für euch, @Sonnenuntergang@Melda-Sabine Fischer@Letreo71    habe ich aus meiner Morgentasse Café  noch ein paar Zeilen gefischt, in der Hoffnung, dass es sich um eine adäquate Fortsetzung handelt.

Ich danke euch ganz herzlich, dass ihr euch wieder die Zeit für einen meiner Texte genommen habt!

Dankeschön! :classic_smile:
@Berthold@Gina@Skalde

 

grüßend Freiform

 

 

 

 

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Am 11.6.2020 um 08:31 schrieb Freiform:

Hallo Melda,

…du kannst mir doch nicht mit so Fremddingens Wörtern kommen, wer soll die denn verstehen?...:whistling:




 

@ Thema Autognosie und Waldschrat - lach:

 

verwandt mit Selbstreflexion, dem Nachdenken über sich selbst (Selbstbeobachtung).

 

Ich guck immer im Inter-Netz, bevor ich sowas loslasse - gröhl.

 

 

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