Zum Inhalt springen

Augenblicke


Marc Donis

Empfohlene Beiträge

Augenblicke
(Nach Walter Helmut Fritz‘ Kurzgeschichte ‚Augenblicke‘)

 

Eigentlich wollt‘ ich bloß nur reden,

mit Elsa, ja, so dringend schwer,

die Liebe zog, gehüllt in Schäden,

sie litt in mir und wollt‘ nicht mehr.

 

So lebten wir gemein, sich deckend,

doch lebten still an uns vorbei,

Elsa lebte lind – wie auch versteckend,

ich fragte mich, ob tot ich sei.

 

Sie schien mich förmlich nicht beachten,

als wär‘ ich weg, ein Geist, ein Mahr,

ich miss‘ die Zeit, in der wir lachten,

in der alles noch in Ordnung war.

 

Die Zeit, sie glich als wär’s verflogen,

die Freude schier, das Glück, der Fall,

nun lebten hier die Trauerwogen,

sie schrien entsetzt, ganz überall.

 

Das Glück erbleicht, nur graue Aschen,

ich wollte bloß mit Elsa sprechen,

ich lief ins Bad zum Händewaschen

und wollte nur das Eise brechen.

 

So stand sie da – vor einem Spiegel

und blickte tief, erstarrt hinein,

sie schwieg wie Buch mit sieben Siegel‘,

umarmt vom Licht, ach‘ welchem Schein.

 

Ihr Mund verkrampf, verspannte Finger,

die Augen schmal, so viel Bedenken,

so fasst‘ ich Mut – mein Angstbezwinger,

ein Lächeln wollt‘ ich ihr dann schenken.

 

Ich wollte nichts – als nur zu reden,

doch trotzdem schien als würde werfen,

seit Jahren führten wie die Fehden,

es starb das Ich an schwachen Nerven.

 

Sie sagte dann: „Ich mach‘ dir Platz“,

worauf ich bitter widersprach,

ich setzte an: „Mein liebster Schatz“,

doch sie gab immer noch nicht nach.

 

„Es ist so eng“, sie mir entrief

und verschwand in ihrem Zimmer,

die Stimme klang so giftig schief,

das Reden brachte wirklich nimmer.

 

Ich blickt‘ ihr nach, zur meiner Linken

und hörte dann, die Türe schlug,

ich wollte bloß zu Boden sinken,

da den Gram ich nicht ertrug.

 

Ich lief zur ihr und griff die Klinke

und drückte sie so sehr verzagt,

es war in Tränen ich wie ertrinke

und dann hat‘ ich das gesagt.

 

Ich konnte zwar so gar nicht lachen,

ich spürte bloß so Angst und Krieg,

„Du kannst gerne weitermachen“,

doch Elsa erst so peinlich schwieg.

 

Ich sah den Blick, so bitter bleich,

sie saß am Tisch wie auch am Schaffen,

„Ja, alles gut, ich mach‘ das gleich“,

wie sehr können Wörter klaffen?

 

Schließlich sie mich bald verließ

und lief dann kalt durch Wind und Wetter,

kein Kuss und Abschied, was mich verstieß,

als wär‘ im Herbst ich die toten Blätter.

 

Die Tür sprang zu mit einem Klicken,

die Dunkelheit, sie kam nun trabend,

sie wollte mich nicht mehr erblicken,

 –  was für schöner Heiligabend…

 

Berlin-Neukölln, 20.10.2023

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • Antworten 0
  • Erstellt
  • Letzter Kommentar

aktivste Mitglieder in diesem Thema

Beliebte Tage

aktivste Mitglieder in diesem Thema

Du möchtest dich an der Unterhaltung beteiligen?

Du kannst direkt mit in die Diskussion einsteigen und einen Beitrag schreiben. Anschließend kannst du ein eigenes Autoren-Konto erstellen. Wenn du schon ein Autoren-Konto hast, Logge dich ein um mit deinem Konto an der Diskussion teilzunehmen.

Gast
Schreibe hier deinen Kommentar ...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung wiederherstellen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.


×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Community-Regeln
Datenschutzerklärung
Nutzungsbedingungen
Wir haben Cookies auf deinem Gerät platziert, um die Bedienung dieser Website zu verbessern. Du kannst deine Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass du damit einverstanden bist.